traditionell gilt der hatha-yoga als übungsweg, der sich über den körper erschliesst und den menschen, der ihm folgt, zur höchsten spirituellen erkenntnis führen kann. der körper spiegelt unsere energetische, geistige und seelische verfassung und stellt im hatha-yoga in gewissem sinne den ort der verehrung dar. yoga sieht einen engen zusammenhang von körper, seele und geist und geht von einem universum in ständiger bewegung aus. alles wird von energie (prana) durchdrungen und belebt. das konzept von prana entspricht in etwa dem von „ki“ in der japanischen und „chi“ in der chinesischen philosophie.
ha bedeutet gemäss einer ursprünglichen übersetztung sonne, und tha bedeutet mond. hatha-yoga symbolisiert also die vereinigung von der sonne (maskulin – aktion, ruhende kraft) mit dem mond (feminin – intuition – handelnde kraft) im inneren des menschen. hatha-yoga geht von der polarität des weiblichen und des männlichen prinzips aus und hat seine wurzeln im indischen tantrismus und den altindischen weisheitslehren. der tantrismus ist ein weg des handelns und verbindet die welt der sinne mit der spiritualität. durch die vereinigung der polaren energien wird ein zustand des gleichgewichts erzeugt, was eine rückkehr in die einheit bedeutet.
unser körperbewusstsein, sowie die wahrnehmung innerer prozesse wird gefördert. körperhaltung, beweglichkeit, kraft und die geistigen fähigkeiten werden verbessert. das hormon-, nerven- und verdauungssystem werden gestärkt und der stoffwechsel, der kreislauf und das immunsystem aktiviert. stress wird abgebaut und die konzentrationsfähigkeit, das positive denken und die imagination gefördert. nach und nach können wir uns mit neuen äusseren und inneren haltungen vertraut machen und so behutsam die eigenen grenzen erweitern.
dies wird durch bewusste körperstellungen, atemübungen, meditation, konzentrations- und entspannungs-übungen angestrebt. innerhalb des hatha-yoga stellt die wirbelsäule, welche wir für unsere aus- und aufrichtung benötigen, einen zentralen aspekt dar.
der mond leuchtet in meinem körper,
aber meine blinden augen können ihn nicht sehen.
mond ist in meinem innern und
die sonne ebenfalls.
ohne geschlagen zu werden, ertönt die
trommel der ewigkeit in meinem innern,
aber meine tauben ohren können sie
nicht hören.
– kabir